Die Geschichte des Samariterbundes Favoriten

Im Jahr 1950 wurde die Samariterbund Gruppe im Bezirk Favoriten gegründet und es waren damit in diesem Jahr neun Samariterbund-Gruppen in Wien und Niederösterreich aktiv. Initialzünder war sicher, das 1950 veranstaltete erste ASKÖ-Sportfest nach dem Krieg, welches mehrere Tage dauerte und international ausgeschrieben war. Der Samariterbund war Träger des gesamten Sanitätsdienstes dieser Veranstaltung und gründete sich zu diesem Anlass quasi neu. Auch der traditionelle Wasserrettungsdienst wurde wieder aufgenommen. Die Geschichte der Gruppe ist eng mit der Geschichte des Bezirks verbunden. Der 10. Bezirk feiert 2024 seinen 150. Geburtstag. Und 2025 feiert die Gruppe ihr 75-jähriges Bestehen!

1950 – 1954

Vor 1950: Erst beschränkte sich die Arbeit der Wiener Gruppen auf die Jugendorganisation und auf Erste-Hilfe-Kurse, die erstmals für Organisationen in Österreich durchgeführt wurden. Bald steckte man sich höhere Ziele. Die Kennzeichnung der Samariter:innen erfolgte anfangs durch rote Armbinden mit einem weißem Kreuz. Der Buchstabe “S” war in der Kreuzmitte aufgemalt.

1952: Auf der 3. ordentlichen Bundeshauptversammlung gab es eine entscheidende Änderung der Statuten. Gruppen bekamen eine eigene Rechtspersönlichkeit und eigene Vereinsstatuten.

1954: Nach der 4. ordentlichen Bundeshauptversammlung im Arbeiterheim Favoriten gab es die ersten einheitlichen Uniformen – es waren graue Straßenbahner-Anzüge mit dem Samariterbund Logo aufgenäht mit Krawatte und Kappe. Unsere Samariterinnen trugen damals noch Schwesternkleider mit Häubchen. Für den KHD wurden alte grüne Feuerwehr-Uniformen verwendet.

Funktionskennzeichen bzw. Abzeichen gab es zu Beginn noch keine, wurden jedoch nach und nach eingeführt. Es gab die ersten Funktionärsschulungen, Ausrüstungen für den Katastropheneinsatz wurden erstmals definiert, eine Lehrmeinung eingeführt und ein erstes “Erste-Hilfe-Buch” wurde aufgelegt.

1955 – 1964

Am 27. Oktober 1955 feierte die Gruppe Favoriten im kleinen Kreis ihr 5-jähriges Bestehen. Obmann Granl, begrüßte Gründungsmitglied Bezirksrat Mann, Gruppenarzt Dr. Hammer, Hans Balun u.v.m.

1955 wurde der ständige Krankentransport in Wien begonnen, im selben Jahr auch die „Sektion Wasserrettung” geschaffen. 

1956: während der Ungarn-Krise, war der ASBÖ ein großer Teil der Organisation und koordinierte unter anderem die Hilfsgütertransporte. 300.000 Flüchtlinge konnten bereits an der Grenze medizinisch versorgt und verpflegt werden.

1959: Eröffnung des Laaerbergbades ein Sommerbad am Südhang des Laaer Bergs. Sanitäts- und Wasserrettungsdienste beginnen

1964 konnte unter Obmann Emil Fucik (23.2.1961 bis 28.3.1968) ein erster Erste-Hilfe-Kurs über die Arbeiterkammer in Favoriten durchgeführt werden, was auch die Kurstätigkeit in den benachbarten Gruppen in Schwung brachte. Die Zivilschutzschulung beschäftigte sich damals mit der aktuellen nuklearen Bedrohung.

1965 – 1974

Bis 1974 leitete Obmann Alfred Hasenkopf die Gruppe, die hauptsächlich Wasserrettungsdienste im Laaerbergbad und Wintersportunfalldienste leistete. Im Jahr 1972 wurde das Wiener Ferienspiel für Kinder organisiert, passend dazu wurden Schwimmkurse abgehalten.

Als 1973 diese Kurse für „Sofortmaßnahmen am Unfallort“ gesetzlich verpflichtend wurden, konnte der Gesetzgeber bereits auch auf die Erfahrungen des Samariterbundes diesbezüglich zurückgreifen. Nach und nach wurde der Samariterbund zu einem immer wichtiger werdenden Ansprechpartner in Sachen Katastrophenhilfe, Strahlenschutz oder dem ordentlichen Zivildienst.

Am 26. August 1973, bestritt die Austria ihr erstes Spiel auf dem damaligen ‚Verbandsplatz‘. Die Generali-Arena (bis 2010 Franz-Horr-Stadion) ist ein Fußballstadion am Favoritner Laaer Berg. Es wird seit 1973 vom Bundesligisten FK Austria Wien als Heimstadion genutzt und besitzt ein Fassungsvermögen von 15.000 bis 17.500 Zusehern. Zwischen dem FK Austria Wien und dem Samariterbund besteht eine lange und ausgezeichnete Zusammenarbeit.

1975 – 1984

1975 wurde die allgemeine Hilfeleistungspflicht auch gesetzlich verankert und Erste Hilfe Kurse für Führerscheinwerber angeboten. Mit Obmann Walter Hloch feierte die Gruppe Favoriten mit einem Festakt am 14. September 1975 ihr 25-jähriges Bestehen auf dem ehemaligen WIG-Gelände, dem heutigen Kurpark, der auch damals bereits zum ständigen Arbeitsgebiet der Gruppe gehörte.

1976 bezog die Gruppe ein neues Gruppenlokal in der Grußriegelstraße 52. Vorträge und Fortbildungen wurden laufend angeboten. Von 1976 bis 1990 betreute die Gruppe sanitätsdienstlich einen Badeteich in Wiener Neudorf. Auch die Wasserrettung war damit sichergestellt.

1977: Die peinlichen Auseinandersetzungen nach dem “Rettungskrieg in Hitzing” endeten schließlich mit einer Vereinbarung. Seit 1977 gibt es die “Wiener Rettungsgemeinschaft”: Die Organisation der Einsätze erfolgt durch die Rettungszentrale gemeinsam für die Wiener Rettung und den Partnerorganisationen Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariterbund (ASB) und Johanniter-Unfallhilfe. 

1979: Unter Obmann Martin Korecz führte die Gruppe mit gehbehinderten Menschen Fahrten ins Grüne durch. Die Stadt Wien errichtete diesem Beispiel folgend den Behindertenfahrdienst ein. Auch wurden laufend Schwimmkurse imAmalienbad angeboten.

1985 – 2002

1987 wurde unter Obmann Gerhard Laschober die Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Favoriten am Arthaberplatz und dem Haus der Begegnung in der Peer-Albin-Hansson-Siedlung zahlreiche Erste Hilfe Kurse initiiert und auch die ersten Babypflegekurse angeboten. Das Angebot wurde von anderen Volkshochschulen übernommen. Die regelmäßige Betreuung des Horr-Stadions, Eisring Süds, WIG-Parks, der Kurhalle Oberlaa, Böhmischer Prater, und des Freibades in Oberlaa prägte die Folgejahre ebenso wie die sanitätsdienstliche Betreuung zahlreicher Veranstaltungen im Bezirk und in Wien. Das Gruppenlokal war in der Jagdgasse 1b.

1989: Die Gründungsmitglieder, der Wiener Zivilschutzverband, die Bundespolizeidirektion Wien, das Wiener Rote Kreuz, der Arbeiter Samariterbund-Wien und die Österreichische Rettungshundebrigade präsentierten ihre Arbeit auf der gemeinsamen Zivilschutzinsel anlässlich des 6. Wiener Donauinselfestes. Mit der gemeinsamen Durchführung dieser Veranstaltung wird der Grundstein zur Gründung des in weiterer Folge sogenannten K-Kreises gelegt. (Geschichte | Der “K-Kreis”) Doch auch andere Veranstaltungen, wie Musikveranstaltungen, die Papstbesuche in Österreich oder das Falkencamp Döbriach standen unter der Sanitätsleitung des ASBÖ. 

1999: Gemeinsamer Einsatz im Rahmen der “4 für Wien” bei der Kosovo Hilfe in Wien.

2002: Das neue Sanitätergesetz tritt in Kraft! Aus dem Berufsbild “Sanitätsgehilfen” wurde das neue Berufsbild “Rettungssanitäterin/ Rettungssanitäter” mit einer umfangreichen Ausbildung geschaffen. Es wurde auch das Berufsbild Notfallsanitäterin/Notfallsanitäter und mit Notfallkompetenzen Arzneimittellehre, Venenzugang und Infusion, Beatmung und Intubation geschaffen.

2003 – heute

Im Jahr 2003 übernahm Obmann Peter Erdle den Vorsitz der Gruppe Favoriten mit einem starken Team. Das Leistungsspektrum wurde bis heute nach und nach kontinuierlich weiter ausgebaut und so kann heute die Gruppe folgende Leistungsbereiche anbieten. Meilensteine sind mit Sicherheit die Initiierung des Nikolauszuges, Mitwirkung bei der Gründung des Samariterbund Landesverbandes Wien und die Gründung der Samariterbund Besuchs- und Therapiebegleithundestaffel. Auch die Zusammenarbeit mit Senioreneinrichtungen Schulen und Kindergärten wurde intensiviert. So entstand auch das Samariterbund Schulprojekt – Leben retten – kinderleicht.

Das Gruppenlokal wurde von der Jagdgasse 1b zuerst in die Dampfgasse und im Jahr 2019 in die Generali Arena verlegt, wo sich heute eine moderne Dienststelle inkl. einem Ausbildungs- und Kompetenzzentrum befindet.

2007: 80 Jahre Samariterbund – Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs vom 18. bis 20. Mai mit einer Leistungsschau auf dem Rathausplatz in Wien. Bei einer Gala im Rathaus dankten Bundespräsident Heinz Fischer, Bürgermeister Michael, Häupl und Bundesminister Werner Faymann den tausenden ehren- und hauptamtlichen Helfern des ASBÖ für ihren Einsatz.

2008: Im Ambulanzwesen wurde speziell für Großeinsätze das Sanitätsteam Wien gegründet. Der Erfolg zeigte sich vor allem bei der Euro 2008.

2010: Das 60 Jahr-Jubiläum wurde groß auf dem Columbusplatz mit zahlreichen prominenten Gästen gefeiert. Ehrengäste waren unter anderem Otto Pendl, Michael Häupl, Harry Kopietz u.v.m.

Das Team bei der 60 Jahr Feier
  • Obmann: Peter Erdle
  • Obmann Stellvertreter: Sabine Zimmermann
  • Kassier: Markus Franz (danach Bezirksvorsteher von Favoriten)
  • Kassier Stellvertreter: Eva Molnar
  • Schriftführerin: Sylvia Raffetseder
  • Technischer Leiter: Franz Berger
  • Gruppenarzt: Dr. Gerhard Girsch
  • Materialverwaltung: Augustine Berger
  • Obmann der Kontrolle: Walter Hloch
  • Mitglieder der Kontrolle: Franz Kopp und Peter Luckerbauer

Zwischenzeitlich sind auch mehrere Persönlichkeiten zu uns gestoßen. Stellvertretend für diese möchten wir drei davon hervorheben: Ing. Karl Svoboda jun. (geschäftsführender Obmann), Wolfgang Zimmermann (Bundesrettungskommandant und Landessozialreferent Wien) und Dr.in Susanne Drapalik (unsere heutige Wiener ASB Chefärztin und Präsidentin). Auch die Zusammenarbeit mit dem Samariterbund Landesverband wurde intensiviert. So gibt es heute im Bezirk einen Samariterbund Sozialmarkt mit Sozialberatung, ein Übergangswohnheim für wohnungslose Menschen, Essen auf Rädern, Seniorenalarm u.v.m.

Samariterbund Zivildiener, einer in historischer, einer in neuer Uniform

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Bild: Samariterbund