Samariterbund: Reden wir über Gefahrenstoffe

Chemie umgibt uns im täglichen Leben wie die Luft, die wir atmen. Die Beschichtung eines Möbelstücks, die im Supermarkt gekaufte Tube Klebstoff oder Putz- und Reinigungsmittel, Düngemittel enthalten Stoffe, die gefährlich werden können. Verführerisch für unsere Kleinen und unsere Haustiere sind die wunderschönen Früchte oder Blätter giftiger Zimmerpflanzen und Sträucher. Der Irrtum kann, wie jeder weiß, zu schlimmen Vergiftungen führen. Aber nicht nur für Kinder gefährlich sondern für Jedermann im täglichen Umgang mit gefährlichen Stoffen im Haushalt und in der Arbeit. Schon mal auf die Packung gesehen was da Gefährliches drinnen ist? Dieses Video zeigt was da so alles passieren kann! Doch was ist zu tun wen ein größerer Unfall passiert?

“Vorbeugen ist besser als heilen, lautet ein bekanntes Sprichwort. Wer Ordnung bei gefährlichen Stoffen hält und sie sicher vor dem Zugriff von Kindern verwahrt, hat schon einen ersten Schritt gesetzt. Noch besser ist es, schon beim Einkauf auf gefährliche Produkte zu achten. Alternativen sind oft schon im Nebenregal zu finden.

“Seit 1. Juni 2017 müssen alle Produkte, die gefährliche Stoffe enthalten, mit den rot-weißen GHS Gefahrenpiktogrammen gekennzeichnet sein. Sämtliche Gefahrenpiktogramme stehen Ihnen zum Download zur Verfügung”

Auch in unserer Arbeit sind unsere Augen stets offen zu hakten, denn da kann es Krebserzeugende, erbgutverändernde und fortpflanzungsgefährdende Arbeitsstoffe (CMR-Stoffe) geben. Gefahrensymbole auf Verpackungen sollen auf jeden Fall zur Vorsicht mahnen. Für Betreibe gibt es eigene GHS – Gefahrensymbole, Gefahrenklassen, Gefahrenkategorien die zu beachten sind. Auch gibt es von der AUVA eine große Anzahl an Sicherheitsbroschüren und Folder“, erklärt Karl Svoboda, geschäftsführender Obmann vom Samariterbund Favoriten.

Was tun bei Unfällen mit gefährlichen Stoffen

CBRN-Gefahrenstoffe können gas- oder dampfförmig, als Aerosole, flüssig oder fest auftreten. Ein Laie kann in der Regel die Gefährlichkeit nicht er kennen. Achten Sie bei größeren Ereignissen auf Durchsagen im Radio oder durch Lautsprecherfahrzeuge. Das Spektrum an Gefahrenstoffe ist groß. Unterschieden wird in chemische (C), biologische (B), radiologische (R) und nukleare (N) Gefahrstoffe. Deshalb gibt es auch ein Frühwarnnetz für CBRN-Gefahren in Österreich und Zivilschutzsignale.

  • Richtiges Verhalten
  • Bewahren Sie Ruhe
  • Rufen Sie die Rettung unter 144
  • Rufen Sie danach die Vergiftungszentrale +43 1 406 43 43
  • Die GAMS-Regel
  • G wie Gefahren erkennen
  • A wie Absichern der Einsatzstelle
  • M wie Menschenrettung unter Eigenschutz
  • S wie Spezialkräfte nachfordern
  • Die 3-A-Regel 
  • Abstand
  • Aufenthalt
  • Abschirmung

 

Gesundheitliche Risiken

Flüssigkeiten, Gase oder Feststoffe, die ein Risiko für die Sicherheit oder Gesundheit von Lebewesen darstellen, sind an nahezu jedem Platz zu finden. Überall kommen Menschen mit potenziell schädlichen chemischen und biologischen Arbeitsstoffen in Kontakt. 

“Arbeitnehmer:innen sind über die Gefahren für Sicherheit und Gesundheit sowie über die Maßnahmen zur Gefahrenverhütung ausreichend zu informieren und über Sicherheit und Gesundheitsschutz ausreichend zu unterweisen”

Die Arbeit mit Gefahrstoffen kann ganz unterschiedliche gesundheitliche Probleme hervorrufen, von leichten Augen- und Hautreizungen bis hin zu schwerwiegenden Folgen wie Geburtsfehlern und Krebserkrankungen. Die Auswirkungen können akut oder langfristig auftreten, und bei einigen Stoffen kann sich die Wirkung potenzieren. Die folgenden Gefahren sind am weitesten verbreitet:

  • Allergien
  • Hauterkrankungen
  • Krebserkrankungen
  • Fortpflanzungsprobleme und Geburtsfehler
  • Atemwegserkrankungen
  • Vergiftungen
  • Einige gefährliche Stoffe bergen Sicherheitsrisiken wie Brand-, Explosions- oder Erstickungsgefahr.
  • Außerdem verfügen gefährliche Stoffe in der Regel über mehrere dieser Eigenschaften.

 

Richtiges Verhalten bei Gefahrenstofffreisetzung

Gefahrenstoffe sind in der Luft oder im Wasser? Was sollten Sie jetzt tun? Achten Sie auf Durchsagen im Radio, Fernseher oder von Lautsprecherfahrzeugen. Informieren Sie sich übers Internet. Und informieren Sie auch andere Hausbewohner.

Sie sind drinnen
  • Bleiben Sie im Gebäude
  • nehmen Sie gefährdete Passanten vorübergehend auf
  • Informieren Sie – falls erforderlich – andere Hausbewohner
  • Schließen Sie Fenster und Türen
  • Schalten Sie Ventilatoren und Klimaanlagen aus
  • schließen Sie die Lüftungsschlitze der Fenster rahmen
  • Suchen Sie einen geschützten Innenraum der Wohnung auf, der möglichst keine Außenfenster hat
Im Falle einer Freisetzung radioaktiver Stoffe
  • Vermeiden Sie unnötigen Sauerstoffverbrauch
  • Schalten Sie zu Ihrer Information das Radio
  • Beachten Sie die Durchsagen der Behörden und
  • Telefonieren Sie nur in Notfällen
  • Benutzen Sie beim Eindringen von Gefahrstoffen eine Atemschutzmaske
  • Achten Sie auf Durchsagen von Polizei oder Feuerwehr
  • Bewegen Sie sich möglichst quer zur Windrichtung
  • atmen Sie möglichst durch einen Atemschutz, zumindest durch ein Taschentuch
Sie sind im Freien:
  • Suchen Sie das nächste geschlossene Gebäude auf
  • Wenn Sie bereits mit Gefahrenstoffen in Berührung gekommen sind, wechseln Sie beim Betreten des Gebäudes Oberbekleidung und Schuhe
  • Verpacken Sie verschmutzte Oberbekleidung und Schuhe in Plastikbeuteln und platzieren Sie diese außerhalb des Wohnbereichs, sofern möglich vor dem Gebäude
  • Waschen Sie sich zuerst gründlich die Hände, dann Gesicht und Haare, ebenso Nase und Ohren mit Wasser und Seife
Sie sind im Auto
  • Schalten Sie die Belüftung aus und schließen Sie die Fenster
  • Hören Sie Radio (UKW, Regionalsender) und befolgen sie die Anweisungen der Behörden und Einsatzkräfte

 

Die Samariterbund CBRN Einheit

Für den Schutz vor chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Gefahren ist die Bereitschaft CBRN des Katastrophenhilfsdienstes im Samariterbund Landesverband Wien zuständig. Der Schwerpunkt dieser Einheit ist die Vorbereitung der Organisation auf CBRN-Ereignisse. Zu den Tätigkeiten der Bereitschaft gehören insbesondere die Aus- und Fortbildung von Mitarbeiter:innen zur raschen Erkennung von Gefahren durch CBRN-Stoffe und dem entsprechenden Handeln. Neben dem Schutz unserer Kolleg:innen und der Aufrechterhaltung der Samariterbund-Dienstleistungen während CBRN-Lagen ist rasche und kompetente Hilfe für die Betroffenen vor Ort unser weiteres Ziel. Die Aufgaben umfassen außerdem Lagebeobachtung (lokal, national, global), Beratung von Samariterbund-Führungskräften in CBRN-Lagen, Bereitstellung von Schutzausrüstung für andere Bereiche, Unterstützung bei der Erstellung von Schutzkonzepten und vieles mehr. Der Samariterbund arbeitet eng mit der ABC-Abwehrschule des Österreichischen Bundesheeres zusammen.

Chemische Gefahrenstoffe (C)

Chemikalien weisen ein sehr großes Spektrum an unterschiedlichen Wirkungen auf. Viele Stoffe sind brennbar oder gar explosiv, können ätzend wirken oder sind giftig. Manchmal haben sie auch mehrere Wirkungen gleichzeitig. In den meisten Fällen entfalten sie ihre größte Wirkung bei Aufnahme in den Körper. Dies kann über die Haut, durch Nahrungsaufnahme oder durch Einatmen geschehen. Besondere Vorsicht ist bei gasförmigen Stoffen geboten. Da die meisten Gase und Dämpfe schwerer als Luft sind, können sie sich in Senken oder Keller räumen sammeln. Bei Chemikalienfreisetzung sind solche Örtlichkeiten deshalb zu meiden.

Biologische Gefahrenstoffe (B)

Zu den biologischen Gefahrenstoffen zählen Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten und Toxine. Sie können unter Umständen schwere Krankheiten beim Menschen auslösen. Eine Aufnahme in den Körper findet vor allem über Schleimhäute (Atemwege, Verdauungstrakt, Augen) und die Haut (Wunden) statt. Bei Gefahr der Aufnahme über die Atemwege sollte zumindest provisorischer Atemschutz genutzt werden, wie z. B. Heimwerker-Mundschutz.

Radioaktive Gefahrenstoffe (RN)

Radiologische (R) und nukleare (N) Stoffe beschreiben die unterschiedlichen Ausbringungsarten einer radioaktiven Kontamination. Radioaktive Stoffe senden energiereiche, ionisierende Strahlung aus. Diese Strahlung kann lebende Zellen schädigen und diese abtöten oder Krebs hervorrufen. Eine besondere Gefährdung geht durch die Aufnahme radioaktiver Stoffe in den Körper aus. Dies kann durch Einatmen, Nahrungsaufnahme und die Haut (Wunden) geschehen. Vor allem die Alpha Strahlung (eine Art der ionisierenden Strahlung), stellt dabei ein hohes Gefahrenpotenzial dar. Hier hilft Atemschutz vor der Aufnahme in die Lunge. Ionisierende Strahlung wird beim Durchdringen von Materie abgeschwächt. In Kellerräumen ist die Abschwächung durch die angrenzende Erdschicht und obere Stockwerke besonders groß.

 

Signalwörter, Gefahren- und Sicherheitshinweise

Zwei Signalwörter geben auf der Packung an, wie gefährlich die Produkte sind. Denn anstatt die Gefahr wie bisher mit “leicht entzündlich” oder “reizend” zu umschreiben, wird deren Schweregrad nun mit “Achtung”  (für niedrigere Schweregrade) und “Gefahr” (für höhere Schweregrade) angegeben. Weiterhin gibt es jedoch Gefahrenhinweise wie etwa “Verursacht Hautreizungen” und Sicherheitshinweise (“Darf nicht in Kinderhände gelangen”) auf den Verpackungen. Diese Kennzeichnungspflicht gilt nicht nur für die Verpackung, auch im Online-Handel müssen die Gefahrensymbole, das Signalwort sowie die Gefahren- und Sicherheitshinweise sichtbar sein.

International einheitliche Kennzeichnung

Grundlage für die Symbole ist das Kennzeichnungssystem der Vereinten Nationen für chemische Stoffe und Gemische (das Global Harmonisierte System, kurz GHS). Dies wird in der Europäischen Union auch für Wasch-, Pflege-, Reinigungsmittel und Biozidprodukte wie Algenvernichter und Insektensprays angewandt, die als gefährlich gekennzeichnet werden müssen.

UFI-Codes auf dem Etikett

UFI steht für Unique Formula Identifier, übersetzt “eindeutiger Rezeptur-Identifikator”. UFIs finden sich auf chemischen Gemischen im Alltag wie etwa

  • Wasch- oder Putzmitteln,
  • Klebern,
  • Künstlerbedarf,
  • Gartenchemikalien,
  • Farben oder Liquids für E-Zigaretten.

 

Der UFI-Code hat 16 Stellen, bestehend aus Buchstaben und Ziffern. Wenn beispielsweise Kinder aus Neugier oder versehentlich ein Produkt verschluckt haben, können Giftnotrufzentralen anhand des Codes sofort erkennen, um welche Chemikalien es sich handelt und schnell die notwendigen medizinischen Maßnahmen empfehlen. Die UFI-Codes stehen seit 2021 gut sichtbar auf vielen Produkt-Etiketten. Bis Anfang 2025 müssen alle chemischen Gemische, die im Alltag verwendet werden und nach europäischem Chemikalienrecht als gefährlich eingestuft wurden, mit einem UFI-Code versehen sein.

 

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