Samariterbund: Reden wir über Altersarmut und Einsamkeit

17,5% der österreichischen Bevölkerung ist armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, d.h. haben ein Einkommen unter der Armutsschwelle, die 60% des Einkommens beträgt. Was wir beobachten ist, dass Einsamkeit eine total unterschätzte Not ist. Einsamkeit kann krank machen, denn der Mensch ist ein „Herdentier“ und lebt seit Urzeiten in Gemeinschaften. Auch Altersdiskriminierung ist eine verbreitete Realität, die ernst genommen werden muss. Der Samariterbund Wir appelliert: Armut, Altersdiskriminierung und Einsamkeit gehört auf die politische Agenda denn es ist ein gesellschaftliches Problem.

Pensionist:innen treffen die Folgen der Inflation besonders hart. Die neuen Armutszahlen belegen diese Beobachtungen. Lag die Armutsgefährdungsquote 2020 noch bei 20,9%, ist sie mittlerweile auf 24,6% angestiegen. Immer mehr Menschen wenden sich ratlos an uns, weil der wöchentliche Lebensmitteleinkauf nicht mehr leistbar ist. 

„Die Wurzeln von weiblicher Altersarmut sind geringere Gehälter und Löhne in typischen „Frauenberufen“, und dass Frauen mangels Alternativen Kinderbetreuung und Pflege oft dem Beruf vorziehen müssen“

Sie sind im Rückstand bei der Zahlung ihrer Miete, können im Winter die Wohnung nicht ausreichend heizen oder sich keine Kleidung kaufen. Wie wichtig soziale Beziehungen für Gesundheit und Wohlbefinden sind, zeigt sich spätestens dann, wenn sie fehlen. 

Eine Frage der Definition: Was Armut in Österreich bedeutet

  • Entbehrungen: 8 von 10 leiden unter „erheblicher materieller und sozialer Deprivation“, also Mangel und Entbehrungen. Knapp 70 % der Hilfesuchenden hätte nie gedacht, je auf unsere Unterstützung angewiesen zu sein. Und mehr als die Hälfte der Befragten ist überzeugt, dass sie langfristig Hilfe braucht.
  • Ernährung: 76% müssen auf vollwertige Mahlzeiten verzichten.
  • Heizung: 73% können ihre Wohnung nicht warmhalten,
  • Bekleidung: 70% können abgenutzte Kleidung nicht ersetzen.
  • Freizeit: 94% der Befragten können sich darüber hinaus keine regelmäßigen Freizeitaktivitäten leisten.

 

Rund 15% der über 65-Jährigen sind akut armutsgefährdet

Mehr als zwei Drittel der armutsbetroffenen über 65-Jährigen sind weiblich. Über 51.000 Menschen leiden besonders unter einer schlechten Wohnsituation, dem mangelnden finanziellen Spielraum, sozialer Isolation und einem erhöhten Risiko zu erkranken.

„Frauen erhalten in Österreich im Schnitt um 40% weniger Pension als Männer. Zu hohe Heizkosten, Mieten, Betriebskosten, Krediten oder Lebensmittelkosten – diese Sorgen können selbst nach einem erfüllten Erwerbs- und Familienleben für Frauen im Alter zum Problem werden“

Betroffene können die Wohnung nicht angemessen warm halten, nicht ein Mal im Monat Freunde oder Verwandte einladen, sind mit Zahlungen im Rückstand, können keine unerwarteten Ausgaben tätigen und sich notwendigen Arztbesuch nicht leisten.

Dazu kommt die Einsamkeit im Alter

Ältere Menschen leben häufiger allein und sind weniger mobil oder sogar krank, wodurch sie seltener die Wohnung verlassen. Altersarmut ist ein weiterer Risikofaktor, der Einsamkeit im Alter begünstigen kann. Was auch immer die Ursache ist, schön ist unfreiwilliges Alleinsein im Alter nicht. Eingeschränkte Mobilität, Partner und Freunde, die erkranken oder versterben, Angehörige, die wenig Zeit haben oder weit weg wohnen

„Ein Mensch gilt als sozial isoliert, wenn er objektiv wenig soziale Kontakte hat, kein Austausch mit anderen Menschen stattfindet. Einsamkeit ist hingegen ein subjektives Gefühl, das auch eintreten kann, wenn eine Person nicht allein ist“

Ein Mensch kann an einem Tisch mit zehn Freunden sitzen und sich einsam fühlen. Da er Anschluss zu anderen Menschen hat, zählt er dann nicht als sozial isoliert. Beide Bezeichnungen, soziale Isolation und Einsamkeit, werden im alltäglichen Sprachgebrauch häufig synonym verwendet und scheinen auch ähnliche negative Effekte auf die Gesundheit und das Wohlbefinden zu haben. Doch dagegen lässt sich einiges tun.

Samariterbund hat Tipps gegen Einsamkeit im Alter

 

Links und Quellen: