Die Lieferprobleme bei Medikamenten halten weiter an. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) listet aktuell mehr als 600 Medikamente auf, die kaum oder nicht verfügbar sind. Die Situation ist angespannt! Immer häufiger stehen Menschen vor leeren Apothekenregalen – selbst wenn sie das Rezept für ein “wichtiges Medikament” in der Hand haben. Österreichs Apotheken kämpfen immer wieder mit Engpässen bei Arzneimitteln. Manche trifft es dann manchmal besonders schwer, wenn die notwendigen Arzneimittel oft nicht verfügbar sind. Patienten müssen warten und die Pharmazeut*innen versuchen, alternative Medikationen zu finden. Der Samariterbund hat sich diesbezüglich umgehört und da und dort die richtigen Fragen gestellt:
Arzneimittel/Medikamente werden für die Vorbeugung, Behandlung und Diagnose von Krankheiten eingesetzt. Sie bestehen aus den aktiven Wirkstoffen und verschiedenen Hilfsstoffen. Arzneimittel existieren in unterschiedlichen Darreichungsformen, zum Beispiel als Tabletten, Kapseln, Salben, Tropfen und Injektionslösungen u.v.m. Den Apothekenteams gelingt es nur mit großem Engagement, dass aus den Lieferengpässen noch kein Versorgungsnotstand für die Patienten geworden ist. Eine gute und aktuelle Übersicht gibt es von der AGES bzw. in der Liste Vertriebseinschränkungen von Arzneispezialitäten gesamt (basg.gv.at).
Was wenn mein Medikament beim Apotheker nicht vorrätig ist?
Vorab: Ein Lieferengpass ist kein Versorgungsengpass! Lieferengpässe von Medikamenten sind nichts Neues, die hat es immer schon gegeben. Für Betroffene ist es in vielen Fällen ärgerlich, für die Apotheken oft mit Mehraufwand verbunden. Bei rund 20 Prozent der Medikamente gibt es immer irgendwelche Lieferschwierigkeiten. Das Problem: Wenn ein großer Hauptproduzent das Produkt nicht hat, können auch die kleinen Firmen den Engpass nicht auffangen, weil die Ware dann in Österreich einfach nicht vorhanden ist. Bei speziellen, teuren Arzneien und bei den lebenswichtigen Medikamenten sehen wir aktuell noch keine Probleme, heißt es von der Österreichischen Apothekerkammer.
Was sind die Ursachen?
Es kann eine Rohstoffthematik sein, also ein fehlender Bestandteil des Arzneimittels. Oder wenn ein Mangel bei einer Charge in der Produktion aufgetreten ist, und die gesamte Charge verworfen werden muss, dann haben wir eine Versorgungslücke. Manchmal gibt es auch Engpässe beim Packmaterial wie z.B. bei Tuben. Auch hat die Influenzawelle in diesem Jahr bereits im Oktober und damit ungewöhnlich früh begonnen. Oft dauert es dann Monate, bis sich die Versorgungslage bessert.
Was ist das Hauptproblem Nr. 1?
Weit über 90 Prozent der Medikamente werden aus Asien (China und Indien) importiert, ein verschwindend kleiner Anteil in Europa oder Österreich. Daher befinden wir uns in einer großen Abhängigkeit, die nur auf politischer Ebene gelöst werden kann. Solange sich an dieser Situation nichts ändert, werden die Lieferengpässe bestehen bleiben. Da die Arzneimittelwirkstoffe aus Kostengründen zunehmend dort hergestellt werden, besteht die Gefahr, dass die verhängten Sperren und Reisebeschränkungen Auswirkungen auf die Produktion und Lieferung von Wirkstoffen und damit auf die Verfügbarkeit von Arzneimitteln für den globalen Markt haben.
Was ist das Hauptproblem Nr. 2?
Durch den Zusammenschluss von Pharmaunternehmen werden gewisse Wirkstoffe zunehmend nur mehr von einem Unternehmen hergestellt und das oft auch nur mehr an einem einzigen Ort. Fällt dort die Produktion aus, fehlt das entsprechende Arzneimittel auf dem gesamten Weltmarkt. In diesem Fall muss, soweit möglich, auf ein wirkstoffalternatives Ersatzpräparat ausgewichen werden. Auch die Warnungen der Generika-Hersteller vor weiteren Lieferengpässen sind nicht unbegründet.
Wie helfen Apotheker*innen jenen die es betrifft?
Viele Apotheker*innen versuchen die Situation für die Patienten tragbar zu machen, indem sie selbst aktiv werden und – nach Absprache mit dem/der Arzt/Ärztin des Patienten – nach Ersatzmedikamenten suchen, andere Apotheken kontaktieren und es dann von dort beschaffen können. Laut Umfrage verbringen Pharmazeuten im Schnitt zwei Stunden am Tag damit, so an die fehlenden Medikamente zu kommen.
Damit verbundene Gefahren!
Während sich in vielen Fällen mit einigem Aufwand ein Ausweichmittel mit dem gleichen oder einem ähnlichen Wirkstoff finden lässt, gibt es aber leider manchmal auch keinerlei Alternative, die angeboten werden kann. Und jede Umstellung der Medikamente, auch wenn der Wirkstoff identisch ist, stellt für viele Patient*innen eine Herausforderung dar. Plötzlich ist die blaue Tablette rot und die längliche rund. Die Folge: falschen Einnahme der Medikation!
Tipp: Frühzeitig um Nachschub kümmern
Für die Verteilung von Arzneimitteln an die Apotheken ist in den allermeisten Fällen der Pharmagroßhandel zuständig. Fünf Großhändler gibt es in Österreich, sie betreiben 23 Standorte mit 2.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und werben damit, binnen zwei Stunden jeden Ort in Österreich mit benötigten Medikamenten beliefern zu können – wenn sie erhältlich sind. Wer Sorge hat, „sein“ Medikament nicht zu bekommen, sollte vor allem eines tun: sich rechtzeitig ein Folgerezept besorgen. Selbst wenn sich jetzt jemand große Sorgen macht, ist es sinnvoll, zunächst im Gespräch mit dem Arzt zu klären, ob diese Sorgen wirklich berechtigt sind und welche Handlungsoptionen es im Einzelfall gibt.
Wie hat Corona den Medikamentenbedarf beeinflusst?
Als die Menschen während der Pandemie weniger raus gingen und meistens Mundschutz trugen, gab es weniger Erkältungen und kaum jemand benötigte Medikamente. Dementsprechend wurde in dieser Zeit weniger hergestellt. Jetzt wo die Zahl der Erkältungskrankheiten wieder ansteigt, fehlen die Arzneimittel. Was dazukommt: Der Dachverband der Sozialversicherungen drückt die Preise und die Gewinnspannen, daher liefern Pharmakonzerne in andere Länder, wo mehr gezahlt wird.
Es ist Zeit zum Nachdenken!
Die Neuorganisation der internationalen Produktion steckt in einer tiefen Krise, die Lieferketten zerreißen und die Patienten in Europa bangen um lebenswichtigen Medikamente. Zu den Ursachen gehören auch länger anhaltende Corona-Lockdowns in China, der Stau von Containerschiffen vor den Häfen oder Störungen und Ausfälle der nur noch wenigen Hersteller in Indien und China. Vor allem aber die zwischenimperialistischen Widersprüche und die Unterordnung der Gesundheitsversorgung der Massen unter den Krisen- und Kriegskurs der Imperialisten. Notwendig ist eine sozialistische Produktionsweise, die nicht auf den Maximalprofit einiger weniger internationaler Übermonopole ausgerichtet ist, sondern auf die Bedürfnisse der Menschen. Deshalb die Forderung seit längerem, dass auch die Wirkstoffproduktion wieder in Europa stattfinden muss.
Fazit
Mit einer Entspannung der Situation sei in nächster Zeit nicht zu rechnen, heißt es seitens der Apothekerkammer. Wir können sie aber verbessern, indem für kurzfristige Ausfälle die Vorräte in Österreich erhöht werden. Auf lange Sicht aber muss die Produktion nach Europa zurückkehren. Schauen wir einmal wie es weitergeht …
Links:
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- Österreichische Apothekerkammer: Österreichische Apothekerkammer
- Österreichische Apothekerkammer: Wien
- ÖAZ – Die Österreichische Apotheker-Zeitung | APOVERLAG
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