Mit 1.8.2023 ist die Novelle des Primärversorgungsgesetzes in Kraft getreten. Damit werden Kinder-Primärversorgungseinheiten (PVE) ermöglicht, zudem können PVE auch an Wochenenden und Feiertagen zur Akutversorgung öffnen. Ein neues Auswahlverfahren für solche Gesundheitseinrichtungen soll Gründungen rascher ermöglichen und Versorgungslücken füllen, erläutert die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), die eine Online-Plattform mit Infos und Jobangeboten für PVE betreibt. Der Samariterbund begrüßt vor allem, dass es bis Jahresende in Wien neun neue, zusätzliche Zentren für die medizinische Versorgung von Kindern – in Form von fünf sogenannten Kindermedizinischen Zentren (KMZ) und vier Kinder-Primärversorgungseinheiten (KPVE) geben wird.
Die Primärversorgung – international als Primary Health Care bezeichnet – ist die erste Anlaufstelle im Gesundheitssystem. Sie soll eine kontinuierliche, wohnortnahe Betreuung sichern und die Spitalsambulanzen entlasten. Aus bisher 44 Primärversorgungseinheiten (PVE) sollen bis 2025 in ganz Österreich 120 werden, auch mehrere für Kinder sind in Planung. Jede PVE besteht nach den Vorgaben der Novelle aus einem Kernteam mit mindestens zwei Ärztinnen und Ärzten (statt bisher drei) für Allgemeinmedizin und ein oder mehreren Angehörigen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege sowie Ordinationsassistentinnen oder -assistenten. Darüber hinaus können orts- und bedarfsabhängig weitere Angehörige von Gesundheits- und Sozialberufen eingebunden werden.
Wiener Gesundheitsplattform beschließt Ausbau der patientennahen Versorgung
“Erstversorgungsambulanzen erhalten neue Kompetenzen und werden von der ÖGK mitfinanziert. Ziel ist eine bessere, siebentägige Versorgung und Entlastung des niedergelassenen Bereichs. Kinder- und jugendpsychiatrische Betreuung wird ebenfalls ausgebaut. Diese Kompetenzerweiterung wird den niedergelassenen Bereich spürbar entlasten und stellt für die Wiener Bevölkerung eine zusätzliche niederschwellige Versorgung an sieben Tagen in der Woche sicher“, gibt sich Gesundheitsstadtrat Hacker überzeugt.
Medizinische Versorgung neu aufgestellt
Der ärztliche Teil des Kernteams kann auch nur aus Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendheilkunde bestehen, oder aus einer Kombination von AllgemeinmedizinerInnen und Kinderärzt:innen. Auch Angehörige gesetzlich geregelter Gesundheitsberufe, die zur freiberuflichen Berufsausübung berechtigt sind und in der Primärversorgungseinheit hauptberuflich tätig sind, dürfen nun Gesellschafter einer Primärversorgungseinheit sein (multiprofessionelle Gruppenpraxis), wobei eine solche Gruppenpraxis als GmbH betrieben werden muss und die Ärzten die Gesellschaftermehrheit halten müssen.
Auswahlverfahren und Zusammenarbeit
Sind in einer Versorgungsregion zwei Stellen für Allgemeinmediziner oder Kinderärzte unbesetzt, haben die Ärztekammer und die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) künftig sechs Monate Zeit, neue Medizinerinnen oder Mediziner zu finden. Danach können Land und ÖGK in Abstimmung mit den anderen Krankenversicherungsträgern gemeinsam die Ausschreibung einer Primärversorgungseinheit initiieren. Das bringt ein schnelleres Auswahlverfahren für PVE.
Förderungen sollen Schwung hineinbringen
Bessere Möglichkeiten der Zusammenarbeit in einer PVE verbessern laut GÖG nicht nur die Gesundheitsversorgung, sondern auch die Arbeitsbedingungen aller Beteiligten, wurde in der Aussendung betont. Das bestätige die hohe Arbeitszufriedenheit in den bereits gegründeten Einheiten durch bessere Work-Life-Balance, flexiblere Arbeitszeiten und die Möglichkeit von Teilzeitarbeit. Die Förderung der Primärversorgung in Österreich habe insbesondere durch den Aufbau- und Resilienzplan der EU neuen Schwung bekommen. Dafür wurden 100 Millionen Euro bereitgestellt.
S E R V I C E – Plattform Primärversorgung der GÖG mit Infos, offenen Stellen usw.: https://primaerversorgung.gv.at/
Die zehn Gesundheitsziele Österreich
Um die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen zu erhöhen und den steigenden Kosten in der Gesundheitsversorgung entgegenzuwirken, sollen die 10 Gesundheitsziele dazu beitragen, die Zahl der gesunden Lebensjahre zu erhöhen.
- Ziel 1: Gemeinsam gesundheitsförderliche Lebens- und Arbeitsbedingungen schaffen
- Ziel 2: Gesundheitliche Chancengerechtigkeit für alle Menschen in Österreich
sicherstellen - Ziel 3: Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken
- Ziel 4: Luft, Wasser, Boden und alle Lebensräume für künftige Generationen sichern
- Ziel 5: Durch sozialen Zusammenhalt die Gesundheit stärken
- Ziel 6: Gesundes Aufwachsen für Kinder und Jugendliche bestmöglich gestalten
- Ziel 7: Gesunde Ernährung für alle zugänglich machen gesundes aufwachsen
- Ziel 8: Gesunde und sichere Bewegung im Alltag fördern
- Ziel 9: psychosoziale Gesundheit fördern
- Ziel 10: Qualitativ hochstehende und leistbare Gesundheitsversorgung für alle sicherstellen
Links und Quellen:
- Mehr Gesundheit durch eine gestärkte Primärversorgung (sozialministerium.at)
- Ausbau der Primärversorgung (sozialministerium.at)
- Die neue Primärversorgung ist Schlüssel zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung (sozialversicherung.at)
- Primärversorgungseinheiten (gesundheitskasse.at)
- Startpage | Plattform Primärversorgung (primaerversorgung.gv.at)
- Primärversorgungeinheiten in Wien (aekwien.at)
- Fragen und Antworten zur Primärversorgung | Gesundheitsportal
- GÖD-Gesundheitsgewerkschaft und younion fordern bundesweite Maßnahmen | ÖGB Österreichischer Gewerkschaftsbund, 09.08.2023 (ots.at)
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