Samariterbund: Arbeitskräftemangel so dramatisch wie nie zuvor

Der Arbeitskräftemangel gehört schon seit Jahren zu den größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft und ist eine ernstzunehmende wirtschaftliche und soziale Herausforderung aber auch eine Frage der Bildungspolitik. Quer durch alle Branchen wird es immer schwieriger, offene Stellen mit dem richtigen Personal zu besetzen. Auch der Samariterbund und viele Gesundheits- und Sozialorganisationen sind davon seit Jahren stark betroffen. Die Situation spitzt sich weiter zu! Wir sprechen heute nicht mehr “nur” von einem Fachkräftemangel, sondern generell von einem Arbeitskräftemangel. Weil Österreich massiv altert, sinkt die Zahl der Erwerbsfähigen schon bis 2035 um 260.000 Personen. Parallel sinkt die Arbeitszeit pro Beschäftigtem. Für den Staat bedeutet das, dass die Finanzierung des Sozialsystems schwieriger wird.

Der Arbeitskräftemangel ist aktuell in keinem Land der EU größer als in Österreich. Die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern und Nachwuchstalenten steigt sprunghaft an. Die Arbeitslosenquote sinkt stetig und dennoch reichen die Besetzungen nicht aus, um den Arbeitskräftebedarf der Unternehmen zu decken. Allein durch den demografischen Wandel erwartet die WKO aufgrund einer WIFO Studie bis 2040 in Summe über 500.000 nicht besetzte Stellen. Bei diesem Szenario seien die bereits beschlossenen Maßnahmen wie die Angleichung des Pensionsantrittsalters berücksichtigt. Experten warnen seit Jahren vor einer Gefahr für die Sozialsysteme und die Wirtschaft. Die Demografie steht Kopf. Sie rüttelt Arbeitsmarkt, Gesundheits- und Pensionssystem durcheinander. Um geeignete Fachkräfte zu finden spielt das Thema Zuwanderung eine immer bedeutender werdenden Rolle. 

Die „Babyboomer-Generation“ verabschiedet sich aus dem Erwerbsleben

Rund 750.000 Menschen (“Babyboomer”) gehen bis 2034 in Pension und die geburtenschwachen Generationen danach können rein zahlenmäßig diese Lücke nicht füllen. Viele Betriebe können bereits jetzt Aufträge nicht mehr übernehmen da Personal in allen Bereichen fehlt. Für betriebliche Abläufe bedeutet das zusätzliche Belastungen. Laut Zahlen der Statistik Austria ist der Anteil der Über-65-Jährigen in Österreich seit dem Jahr 1955 von etwa 800.000 auf derzeit rund 1,57 Millionen gestiegen. Das wirft natürlich auch die Frage auf, wer wird diese Menschen pflegen, betreuen und versorgen? Für den aktuellen Arbeitskräftebedarf seien es aber noch viel zu wenige. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Wirtschaftsminister Mahrer will jährlich mehr als 10.000 Kräfte aus Drittstaaten nach Österreich locken. Zum Thema Fachkräftemangel in Österreich gibt es hier Zahlen – Daten – Fakten – ein guter Überblick.

Besonders dramatisch: Gesundheits-, Pflege- und Bildungsbereich

“Die demografischen Entwicklungen und sich verändernde Krankheitsbilder führen zu neuen Anforderungen an die Systeme der Langzeitbetreuung und -pflege. Rund 127.000 Menschen sind in der Pflege beschäftigt. Ein Drittel von ihnen sind über 50 Jahre alt und werden innerhalb der nächsten acht Jahre in Pension gehen. Bis 2030 werden deswegen und aufgrund der steigenden Zahlen von Pflegebedürftigen 76.000 zusätzliche Vollzeit-Pflegekräfte gebraucht. Die derzeitige Situation in den Bereichen Gesundheit, Soziales, Pflege und Betreuung ist mehr als prekär und mittlerweile in ganz Österreich zu einer riesigen Herausforderung geworden. Die körperlichen und psychischen Belastungen in diesen Bereichen haben mittlerweile die rote Linie weit überschritten und es ist dringender Handlungsbedarf gegeben. Aber auch die Personalsituation an Österreichs Schulen und Kindergärten wird zusehends zum Problem. Eine neue Studie zeigt nun das Ausmaß des Fachkräftemangels”, sagt Karl Svoboda, geschäftsführender Obmann vom Samariterbund Favoriten.

Schlechte Bezahlung

Schwierig Mitarbeiter zu finden liegt auch daran, dass man in mehreren Berufen wenig Geld verdient. Für viele sogar so wenig, um davon leben zu können. Dazu kommt, dass man in diesen Berufen oft bis spät in die Nacht arbeitet oder viel zu viele Aufgaben in zu kurzer Zeit schaffen muss. Deshalb entscheiden sich viele jüngere Menschen erst gar nicht für diese Berufe. Politische Entscheidungsträger müssen nicht nur die Strukturen von Altersvorsorge, Gesundheits- und Pflegesystem überdenken, sondern auch nach neuen Konzepten in der Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Familienpolitik suchen. Allein 2022 hat Österreich rund 100.000 Immigranten aufgenommen. Auch die Jahre davor gab es eine starke Zuwanderung. Was wir dringend brauchen, ist mehr Geld und politischer Fokus auf die Integration der Menschen, die bereits hier sind und auch qualifiziert sind. 

Rund 1,3 Millionen Menschen arbeiten in Teilzeit

Bei der Teilzeit-Quote zählt Österreich zu den Spitzen-Ländern. 1,3 Millionen Menschen arbeiten in Österreich weniger als 40 Stunden. Unfreiwillige Teilzeitarbeit wegen Betreuungspflichten ist immer noch weiblich. Die Arbeitswelt hat begonnen sich grundlegend zu verändern. Branchen erleben eine dermaßen hohe Personalfluktuation, wie die Gastronomie und der Tourismus. Die WKÖ setzt zahlreiche Maßnahmen, um das Image der Lehre zu steigern.  Besonders im Fokus stehen dabei die Rekrutierung älterer Arbeitskräfte (50+), Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Arbeitskräfte aus dem Ausland, Höherqualifizierungen im Rahmen der Weiterbildung und Kooperationen mit Bildungseinrichtungen. Aber auch Unternehmen lassen sich einiges einfallen, um gute Arbeitskräfte zu rekrutieren. 

Länger arbeiten?

Die Politik hat zwar beschlossen den Pensionseintritt nach hinten geschoben. Die große Mehrheit der älteren Arbeitnehmer will jedoch nicht später, sondern früher in den Ruhestand. Von den geburtenstarken Jahrgängen möchte nicht einmal jeder Zehnte bis zur regulären Altersgrenze arbeiten. Unter bestimmten Voraussetzungen können Versicherte aber auch früher – mit und ohne Abschläge – in Altersrente gehen, sofern die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Das ist neben der Vollendung eines bestimmten Lebensalters auch die vorgesehene Mindestversicherungszeit (Wartezeit), bei vorgezogenen Altersrenten auch die Einhaltung von bestimmten Hinzuverdienstgrenzen. Wir müssen es schlichtweg schaffen, die Menschen von den linken und rechten Rändern wegzubekommen, um wieder eine starke Mitte aufzubauen. Wo alle etwas beitragen und alle davon profitieren.

Jugend von heute will eine Work Life Balance

Die Vier-Tage-Woche und andere flexible Arbeitszeitmodelle sind ein Trendthema. Auch in Österreich beschäftigen sich einige Unternehmen damit denn wer sich vor Trends und Neuerungen verschließt, wird langfristig keinen Erfolg haben. Betriebe müssen besser bezahlen, für eine gute Work/Life Balance sorgen. Betriebe müssen sich also mehr anstrengen, attraktiv für ihr aktuelles Personal und das Zukünftige zu sein. Betriebe müssen nicht nur neues Personal gewinnen, sondern auch das aktuelle halten. Zum Einen um Arbeitsbereitschaft und Motivation der Mitarbeiter zu erhalten und zu maximieren und zum Anderen, um am Arbeitsmarkt als attraktiver Arbeitgeber auftreten zu können, dem das Wohl seiner Mitarbeiter am Herzen liegt. Arbeitgeber müssen sich aber auch eine Strategie überlegen, wie sie die älterwerdenden Beschäftigungssuchenden langfristig behalten können.

Alles eine Frage der Finanzierung

Während viele Firmen über einen Mangel an Arbeitskräften klagen, fordern ÖGB und Arbeiterkammer eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung – bei vollem Lohnausgleich. Wirtschaftskammer, Wirtschaftsbund und Industriellenvereinigung lehnen das als unfinanzierbar ab. Die industrienahe Agenda Austria rechnet vor, dass bei einer Verkürzung der Arbeitszeit auf 32 Wochenstunden die personenbezogenen Produktionskosten in nur drei Jahren um die Hälfte steigen würden. Das würde die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Unternehmen stark beeinflussen und die Preise der Produkte würden weiter steigen. In Österreich werden pflegebedürftige Menschen durch Geldleistungen, das Pflegegeld, und Sachleistungen, wie Plätze in Pflege- und Altenheimen und sozialen Diensten, unterstützt. Eine wichtige Säule des Pflegesystems ist das 1993 eingeführte Pflegegeld. Damals bezogen diese Leistung rund 299.000 Personen, Ende 2018 waren es bereits 461.000 Menschen und die Zahlen steigen! Und wer verdient das Geld für die Pensionisten? Die hohe Inflation erfordert gleichzeitig eine Erhöhung der Pensionen! Um dem bestehenden Arbeits- und Fachkräftemangel entgegenzuwirken wäre eine Idee z.B. auch, dass es für Pensionisten keine Einkommensgrenzen mehr geben sollte und sie ohne Abzüge hinzuverdienen dürfen. 

Ist Migration das aktuelle Thema für Arbeits- und Fachkräfte

Die Bundesregierung holt seit Anfang 2022 immer mehr Fachkräfte aus dem Ausland nach Österreich. Und mit 1.1.2022 wurde die bundesweite Mangelberufe-Liste von 45 auf 66 Berufe ausgeweitet. Österreich konkurriert mit vielen Ländern um die besten Köpfe. Österreich steht ganz oben auf der Liste derjenigen, die zu Tausenden in die EU streben, um hier ihr Glück zu suchen. Attraktiv ist Österreich allerdings nicht, weil es Fachkräfte sucht, sondern weil sich hier gut leben lässt für alle, die nicht viel haben. Anläufe zur Bekämpfung des Fachkräftemangels sind deshalb so sinnvoll wie widersprüchlich. Ein Einwanderungsland ist erst dann ein solches, wenn es diesen Widerspruch auflöst und klar definiert, welche Einwanderung es denn haben möchte. Erst das schafft Möglichkeiten für eine selektive Öffnung, für Ausbildung und Qualifizierung. Es hat vor allem Folgen für die Bürokratie, die manchen Fortschritt blockiert. Ausländerbehörden, Schulen und Jobcenter sind chronisch überlastet – weil sie in Arbeit ersticken, die mit den Bedürfnissen Österreichs nur wenig zu tun hat.

Thema Schwarzarbeit macht Prognose fast 30 Milliarden Euro aus

Dinge im Pfusch erledigen zu lassen ist für zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung ein Kavaliersdelikt. Rund ein Fünftel der Österreicherinnen und Österreicher hat in den vergangenen zwölf Monaten auf die Dienste eines Pfuschers zurückgegriffen, geht aus der aktuellen Untersuchung von Friedrich Schneider, Professor an der Johannes-Kepler-Universität Linz, hervor. Zwei Drittel der Bevölkerung haben demnach den Eindruck, dass man sich gerade in der Krise viele Dinge ohne Schwarzarbeit nicht mehr leisten könne. Laut der Umfrage ist in einem Zehntel der Haushalte mindestens eine Person im Pfusch aktiv. Wobei der durchschnittliche Stundenlohn auf 20 Euro geschätzt werde. Der größte Verlierer bei der Schwarzarbeit ist laut Schneider der Staat, dem die Sozialversicherungsbeiträge entgehen würden. Schneider bezifferte dies mit zwei bis 3,5 Milliarden Euro. Aber auch die Krankenversicherung käme demnach zum Handkuss, da sie die Behandlungskosten der Pfuscher tragen müssten, da 66 Prozent der Pfuscher auch offiziell beschäftigt sind.

14,1 Millionen Schaden durch Sozialbetrug

Österreich bleibt weiterhin ein Hotspot für Sozialbetrug und das Erschleichen von staatlichen Leistungen: Sozialleistungsbetrug schadet den ehrlich arbeitenden Steuerzahlern, daher ist die konstruktive behördenübergreifende Zusammenarbeit zwischen BMI und BMF von so wichtiger Bedeutung. Insgesamt sank die Zahl der Tatverdächtigen im Jahr zwar um 29%, der Prozentsatz der Nicht-Österreicher bei den Tätern ist jedoch nach wie vor hoch. 2022 entstand durch Sozialbetrug ein Schaden von 14.121.501 Euro für den Steuerzahler – davon wurden 66,5 Prozent durch ausländische Staatsbürger verursacht. Die Anzeigen in diesem Deliktsbereich sind damit im vergangenen Jahr gegenüber 2021 um insgesamt 27 Prozent zurückgegangen. Damals waren es noch 4.346 Anzeigen, im vergangenen Jahr sank die Anzahl dann auf 3.173. Den Betrügern drohen bis zu zehn Jahre Haft: Ihnen drohen bei strafrechtlichen Tatbeständen Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren, bei verwaltungsrechtlichen Tatbeständen werden bis zu 4.000 Euro Strafe verhängt.

 

Quellen und Links:

 

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